Entspannung durch Klang

(14.08.2023) Ängste und Anspannungen lösen, Momente der Verbundenheit schaffen oder auch Erinnerungen wecken – die Klangmassagetherapie kann bei unterschiedlichen Menschen ganz verschiedene Wirkungen haben. Im  Augustinus Hospiz der  St. Augustinus Gruppe zählt diese Therapieform seit Oktober vergangenen Jahres zu den regelmäßigen Entspannungsangeboten der Einrichtung und wird von den Gästen dort gerne angenommen.

Ein Klangteppich aus tiefen und höheren Frequenzen erfüllt das Zimmer von Helene Granderath, die zurzeit im Augustinus Hospiz lebt. Mit geschlossenen Augen und einem entspannten Lächeln auf den Lippen hat sich die 86-Jährige in ihrem Bett zurückgelehnt und genießt still den Augenblick. Klangtherapeutin Andrea Schloemer schlägt nacheinander sanft verschiedene Metallschalen an, die sie auf und neben dem Bett platziert hat. Ihre warmen, vollen Klänge harmonieren miteinander und schaffen im Raum eine Atmosphäre tiefer meditativer Ruhe.

 

Klangmassage – eine Bereicherung für den Hospizalltag

Andrea Schloemer, früher selbst in der Pflege tätig, hat sich bereits 2009 mit der  Klangmassagetherapie selbstständig gemacht. Nun besucht sie jeden Mittwoch mit einem kleinen Wagen voller golden schimmernder Schalen einige Gäste des Augustinus Hospizes in ihren Zimmern. Dabei stellt sie sich in jedem Zimmer auf andere Persönlichkeiten, Vorlieben und Krankheitsbilder ein, um dem jeweiligen Gast ein möglichst angenehmes Entspannungserlebnis zu bereiten. Meist arbeitet sie mit einer Kombination aus Therapieschalen verschiedener Frequenzen, die angeschlagen und auf oder neben den Körper gestellt werden. Zusätzlich werden Meditationsschalen eingesetzt, deren Schwingungen einen atmosphärischen Klang im Raum erzeugen.

Der 58-Jährigen ist es wichtig zu betonen, dass es sich bei dieser Therapie nicht um Esoterik handelt: „Klangmassage ist Physik. Die Schwingungen der Schalen übertragen sich auf den Körper, entspannen die Muskulatur und damit auch den Geist. Man merkt, wie sich die Atmung verändert, das Gesicht, die Hände. Ganz oft entspannen sich die Menschen so sehr, dass sie während der Klangmassage einschlafen. Ich würde mir wünschen, dass diese Therapieform mit größerer Selbstverständlichkeit und Akzeptanz auf Palliativstationen, in Hospizen etc. eingesetzt wird, ähnlich wie beispielsweise Düfte – weil man weiß, dass es vielen Menschen einfach guttut.“

Ähnlich sieht es Aljana Pellny, die im Sozialen Dienst des Hospizes arbeitet und die Kooperation initiiert hat: „Sowohl Frau Schloemer selbst als auch ihre Arbeit sind für unsere Gäste eine große Bereicherung und für manche ein Lichtblick, auf den sie sich die ganze Woche über freuen“, erklärt die 35-Jährige. Und auch An- und Zugehörige, die oft gar nicht merken, wie angespannt sie sind, seien überrascht, wie sie durch die Klangmassage plötzlich zur Ruhe kommen.

 

„Spüren setzt da an, wo Worte nicht mehr möglich sind“

Wenn eine verbale Kommunikation nicht mehr möglich ist, können die Klänge für Sterbende und ihre An- bzw. Zugehörigen eine Möglichkeit schaffen, sich auf nonverbaler Ebene noch einmal zu begegnen und miteinander zu fühlen, wie die Sozialarbeiterin berichtet: „Ein besonders berührendes Erlebnis hatte eine Angehörige, deren Ehemann bei uns zu Gast war. Während der Klangmassage hielt sie die Hand ihres Mannes. Sie sagte später, sie habe richtig gespürt, wie er sich entspannt und zwischendurch ihre Hand gedrückt hat. Das war für sie ein Moment der Verbundenheit, des Fühlens und der Innigkeit, der auch ihr sehr gutgetan hat. Sie hat mit großer Dankbarkeit davon erzählt.“

Als im Zimmer von Helene Granderath die Töne der Schalen langsam ausklingen, nimmt Andrea Schloemer ein kleines Windspiel zur Hand und läutet damit das Ende der Sitzung ein. Mit einem Strahlen im Gesicht öffnet die Seniorin die Augen und bedankt sich bei der Klangtherapeutin. „Das war wirklich schön. Wann kommen Sie wieder? Nächste Woche? Da freue ich mich schon.“