Spargel weckt Erinnerungen

(24.06.2025) Lange nicht mehr konnten die Bewohnerinnen und Bewohner des  Johannes von Gott Haus in Neuss sich für ein so festliches Drei-Gänge-Menü herausputzen – mit vollem Einsatz hat das Haus die Spargel- und Erdbeersaison gefeiert: Als Vorspeise gab es Spargel-Erdbeersalat mit Balsamico-Honig-Dressing, gefolgt von Schweinefiletmedaillons im Speckmantel, Kartoffeldrillingen und Spargel in Sauce Hollandaise. Den krönenden Abschluss bildete ein cremiges Panna cotta mit Erdbeerragout. Ines Mendl, stellvertretende Küchenleiterin in der Senioreneinrichtung der  St. Augustinus Gruppe, und ihr Team aus Hauswirtschaft und Sozialem Dienst organisierten den Abend für rund 40 Bewohnerinnen und Bewohner sowie deren Angehörige.
 

Drei-Gänge-Menü in festlicher Atmosphäre

Bei der Menüplanung hat Ines Mendl ganz nach Bauchgefühl entschieden: „Schweinefilet esse ich persönlich gerne zu Spargel, und Pannacotta geht immer“, erklärt die 55-Jährige. „Das Salatrezept habe ich aus dem Internet – das Zusammenspiel aus dem sauren Balsamico, der Süße der Erdbeeren und dem nussigen Geschmack des Rucola erschien mir vielversprechend.“

Bisher fand der Galaabend im Johannes von Gott Haus nur zu Weihnachten als traditionelles Gänseessen statt. Künftig soll das festliche Event regelmäßig und mit wechselnden kulinarischen Mottos angeboten werden. „Für die Bewohnerinnen und Bewohner ist das immer ein Highlight, weil es mal etwas anderes ist“, berichtet Michelle Bräuer, Assistentin der Einrichtungsleitung. „Sie melden sich schon Wochen vorher mit ihren Angehörigen zu einem schönen gemeinsamen Abendessen an und tragen sich diesen besonderen Anlass in den Kalender ein.“ Serviert wird das festliche Mahl von Mitarbeitenden des Sozialen Dienstes und der Hauswirtschaft, auf Wunsch wird ein Glas Weißwein dazu eingeschenkt.
 

Seniorin erinnert sich: Spargel aus eigenem Anbau

Bewohnerin Huberta Winzen, Jahrgang 1931, isst Spargel schon seit ihrer Kindheit gerne – und hat das Gemüse auch selbst gepflanzt und geerntet. „Spargel war damals ein typisches Sonntagsessen. Viele haben ihn angebaut und auf dem Markt angeboten, aber die wenigsten konnten ihn sich leisten“, erinnert sich die Neusserin. Ihre Familie lebte an auf der Neusser Furth direkt am Jröne Meerken und hatte etwas Land, auf dem sie neben Spargel unter anderem auch Kartoffeln und Erdbeeren pflanzte. „Mein Opa sagte immer: ‚Kinder, kommt Erdbeeren pflücken, ich muss auf den Markt.‘ Probieren war erlaubt, aber was gut aussah, kam in den Korb. Dasselbe galt für den Spargel: Violett verfärbte Stangen zum Beispiel konnten wir nicht verkaufen – die haben wir selbst gegessen.“

Die Technik des Spargelstechens hat die 94-Jährige nie verlernt: „Wenn der Kopf gerade so eben rauskommt, geht man mit den Fingern drum herum in die Erde und dann so mit dem langen Messer…“ demonstriert sie geübt die richtigen Handgriffe. Ihren Spargel kochte sie damals klassisch mit Zucker und frischem Zitronensaft und servierte ihn mit einer reichhaltigen Buttersoße. „Dazu gab es meist Rindfleisch. Noch besser schmeckte der Spargel aber am nächsten Tag: Da haben wir die Reste in Butter angebraten und mit Gewürzen und Kräutern gegessen, das war lecker!“ Ihre Vorliebe für die weißen Stangen ging so weit, dass sie sie einmal extra für das folgende Jahr eingekocht hat – damit sie ihren Gästen zu ihrer Hochzeit Anfang Mai bereits Spargel anbieten konnte. „Ich hätte noch mehr haben können, das wäre auch noch weggegangen. Es war einfach etwas Besonderes.“

Auch beim Galaabend ist vom Menü nicht viel übriggeblieben: „Wir haben von vornherein ein paar Portionen mehr gemacht, damit die Mitarbeitenden auch etwas abbekommen. Die Reste haben wir alle verwertet, bei uns wird nichts weggeschmissen“, sagt Ines Mendl. So gab es einige Tage später Spargelsuppe für die Bewohnerinnen und Bewohner, die sich schon auf zukünftige kulinarische Highlights in besonderem Ambiente freuen.